Schrift-Aufbau
In der Typografie ist eine Glyphe die grafische Darstellung eines Schriftzeichens, zum Beispiel eines Buchstabens, eines Silbenzeichens, einer Ligatur oder eines Buchstabenteils. Die Fachbegriffe, mit denen die Glyphen-Bestandteile und Schriftgrößen charakterisiert werden, stammen überwiegend aus den Zeiten des Bleisatzes.
Großbuchstaben bezeichnen wir als Versalien (oder Majuskeln von lat. major = „größer”), Kleinbuchstaben als Gemeine (oder Minuskeln von lat. minor = „kleiner”).
Die Höhe eines Buchstaben wird durch seine Ober-, Mittel- und Unterlänge beschrieben. Der Schriftgrad oder die Kegelhöhe (a) ist immer etwas größer als die Summe dieser drei Längen und somit ungleich der Buchstabenhöhe (Versalhöhe).
Jede Glyphe besitzt eine Vor- und Nachbreite – ihre Breite wird als Dickte (b) bezeichnet. Der freie Raum um den Buchstaben heißt Fleisch und innerhalb des Buchstabens Punze.
Schriftarten, bei denen jedes Zeichen den gleichen Dicktenwert besitzt, werden nichtproportionale oder Monospace-Schriften genannt (wie beispielsweise Courier). Diese Schriftarten kommen zum Einsatz, wo jedes Zeichen den gleichen horizontalen Raum einnehmen soll.
Im Gegensatz hierzu weisen Proportionalschriften (z. B. Helvetica, Frutiger, Garamond usw.) unterschiedliche Dicktenwerte für jedes Zeichen auf.
Der Schriftgrad (Schriftgröße) beeinflußt maßgeblich die Lesbarkeit eines Textes. Er sollte nach neuer Norm in Millimeter angegeben werden. Die Angabe in DTP-Punkt (pt) ist aber weiterhin üblich und ein solcher auf genau 1/72 Zoll festgelegt.
1 pt = 0,3528 mm | 1 mm = 2,8346 pt.

Als Anhaltspunkt für die Brotschrift (die Schriftart, in welcher der Fließ- oder Mengentext gesetzt wird) kann indes gelten:
- DIN A5: 8 – 11 pt
- DIN A4: 9 – 13 pt
- Webseite: 10 – 12 pt bzw. px
Für Überschriften werden entsprechend größere, für Bildunterschriften, Marginalien und Fußnoten kleinere Schriftgrade gewählt.
Professionelle Schriftfamilien (wie etwa die Adobe Arno) stehen in verschiedenen optischen Größen für Bildunterschriften, Fließtext, Untertitel und Überschriften zur Verfügung. Schriften für Fließtext bilden den Kern jeder Schriftfamilie und sind für Größen von 9 bis 14 Punkt vorgesehen. Die Ausgewogenheit von Stärke und Proportion stellt die angenehme Lesbarkeit längerer Textabschnitte in den gängigsten Punktgrößen sicher.
Dagegen gewährleistet das einfache Erscheinungsbild der Fonts für Bildunterschriften hervorragende Lesbarkeit bei Schriftgrößen von 6 bis 8 Punkt. Die Fonts für Überschriften weisen dezente Details, elegante Proportionen und einen ausgeprägten Kontrast zwischen den Konturen auf, was die makellose Darstellung hoher Größen gewährleistet. Die Mindestgröße für Überschriften liegt bei 24 Punkt.
Zeilenabstand und Laufweite

Zeilenabstand = Schriftgrad + Durchschuß
Der Zeilenabstand muß so gewählt werden, daß die Zeilen des Textes optisch nicht auseinander fallen. Ein zu geringer Zeilenabstand hingegen verschlechtert die Lesbarkeit ebenfalls. Als Faustregel gilt:
Zeilenabstand = 120 % x Schriftgrad
Für einen Schriftgrad von 11 pt ist demnach ein Zeilenabstand von 1,2 x 11 pt = 13,2 pt optimal.
Die Laufweite bezeichnet den Buchstabenabstand einer Schrift. Satzprogramme gleichen die Buchstabenabstände größtenteils aus. Wird zwischen den einzelnen Buchstaben der Abstand vergrößert oder verkleinert, verändert man die Laufweite. Dieser Vorgang wird Spationieren genannt. Das Vergrößern der Laufweite nennt man Sperren. Durch geringes Sperren kann die Lesbarkeit einer Schrift auf dem Monitor verbessert werden.
Das Verringern der Laufweite wird als Unterschneiden (Kerning) bezeichnet und ist vor allem bei großen Schriftgraden z. B. für Überschriften sowie generell bei den folgenden Buchstabenpaaren erforderlich:
Av, AV, Aw, AW, LT, LV, Ly, Ta, Te, To, Ty, T., VA, Va, Vo, V., Ya, Yo, Y.
In Ligaturen verschmelzen zwei oder mehrere Buchstaben zu einer Glyphe. Dies geschieht in der Absicht, Lauteinheiten zu verdeutlichen bzw. auszuschmücken und störende Lücken zwischen Buchstaben sowie Kollisionen zwischen diesen im Schriftbild (die typografische Todsünde) zu vermeiden. Die hierzu notwendige Unterschneidung erfolgt bei Einsatz seriöser Text- bzw. Satzprogramme (InDesign, Xpress, LATEX) automatisch. In deutschsprachigen Texten sind die Ligaturen ff, fi, fl, ft sowie deren Kombinationen (ffi, ffl usw.) geläufig, allerdings ist ihre Verwendung stark vom jeweiligen Kontext abhängig. An Wortfugen (z. B. Auf|lage oder Schilf|insel) und bei Beugungsendungen wie -lich, -lisch, -los, -lein, -ten usw. haben Ligaturen nichts verloren.
Die Ligaturen fi und fl sind Bestandteil des Mac-Standardzeichensatzes (Mac OS Roman) und daher in den meisten professionellen Fonts enthalten.
fi-Ligatur | fl-Ligatur | ff-Ligatur | ft-Ligatur |
⇧+⌥+5 | ⇧+⌥+l | –– | –– |
Wird die Laufweite vergrößert, sind alle Ligaturen aufzulösen. Aufgrund der genannten Anwendungsregeln empfiehlt es sich bei deutschen Texten, die Automatik der Satzprogramme auszuschalten und die Ligaturen via Suchen/Ersetzen bewußt einzufügen.
Kommen wir noch auf zwei spezielle Ligaturen zu sprechen:
|
![]() ![]() |
Je schmaler und höher eine Schrift ist, je ausgeprägter die Serifen sind, desto schlechter läßt sie sich auf der Leinwand oder am Bildschirm lesen.
Die Zeilenlänge wird durch die Anzahl an Zeichen einschließlich Wortzwischenräume bestimmt. Zu kurze Zeilen unter 30 Zeichen erfordern viele Trennungen und ergeben kein schönes Satzbild. Bei sehr langen Zeilen über 80 Zeichen besteht die Gefahr, daß das Auge beim Lesen in der Zeile verrutscht. Die ideale Zeilenlänge hängt von Schriftart, Schriftgröße, Zeilenabstand und Länge eines Texts ab. Um optimale Lesbarkeit zu erzielen, sollte eine Zeile im allgemeinen 55 bis 60 Zeichen bzw. 9 bis 10 Wörter umfassen. Gegebenenfalls ist ein mehrspaltiger Satz erforderlich.
Satzarten
Die Satzart bestimmt die Ausrichtung des Textes in Bezug auf den Rand des Satzspiegels bzw. einer Spalte. Grundsätzlich wird zwischen Block- und Flattersatz unterschieden.
Beim Blocksatz werden die Wortabstände derart verändert, daß die Satzkante des Textes links und rechts bündig zum Rand steht.
Beim Flattersatz steht entweder die linke (linksbündiger Flattersatz) oder die rechte (rechtsbündiger Flattersatz) Satzkante bündig zum Rand.
Der Text am gegenüberliegenden Rand endet innerhalb einer Flatterzone. Linksbündiger Flattersatz besitzt den Vorteil gleicher Wortabstände, so daß sich ein einheitliches und ästhetisches Schriftbild ergibt. Daher wird er von einigen Typografen als beste, weil „natürliche” Satzform empfohlen. Rechtsbündiger Flattersatz ist schlecht lesbar. Anwendungsbeispiele sind Beschriftungen links vom Bild oder Marginalien auf linken Seiten.
Beim Mittelachsensatz werden die Textzeilen symmetrisch zu einer (fiktiven) Mittelachse ausgerichtet.
Daß der zentrierte Flattersatz außer beim Publizieren von Lyrik nur sehr sparsam für bestimmte Hervorhebungen eingesetzt werden sollte, versteht sich von selbst. Aber auch der linksbündige Flattersatz ist nicht frei von typografischen Fallstricken. Typische Satzfehler im Bereich der Flatterzone sind etwa:
- abfallende Treppen,
- Bäuche,
- schlechte Trennungen,
- Löcher (insbesondere bei fehlender Silbentrennung),
- schlechter Rhythmus (ein optisch guter Rhythmus wird durch den Wechsel von kurzen und langen Zeilen erzeugt) und
- ein falsch dimensionierter Flatterbereich.
Ein im Blocksatz gesetzter Text wirkt durch seine optischen Begrenzungen als Einheit und formal eher streng. Die Satzart eignet sich für das Layouten von Zeitungen, Zeitschriften und Büchern und kann dank CSS3 endlich auch Einzug auf Webseiten halten.
Typische Fehler beim Blocksatz sind:
- zu viele Trennungen: Mehr als drei Trennungen in Folge sollten vermieden werden.
- „Löcher“ im Satz: Die Wortabstände können durch Trennungen oder redaktionelle Änderungen im Text reduziert werden.
- extreme Änderung der Laufweite im Lauftext: Eine weitere typografische Sünde – auf jeden Fall vermeiden!
Absätze und Trennungen
Absätze dienen zur gedanklichen Gliederung des Textes. Zur Kennzeichnung von Absätzen eignet sich ein Einzug von einigen Millimetern. Auch ein negativer oder hängender Einzug ist möglich. Symbole wie schwarze Kästchen, Punkte oder ähnliche Grafiken können die Strukturierung weiter verstärken.
Leerzeilen beeinträchtigen das Schriftbild stark. Sie dürfen nur verwendet werden, wenn ein inhaltlicher komplett anderer Textabschnitt beginnt.
Zwei typische Satzfehler sind
- „Hurenkind“: Zeilen, die einen Absatz beschließen und gleichzeitig als erste Zeile in einer neuen Textkolumne stehen.
Faustregel: Mindestens drei Zeilen müssen auf einer Seite stehen. Das gilt vor allem auf linken Seiten. - „Schusterjunge“: Zeilen am Kolumnenfuß, mit denen ein neuer Absatz beginnt.
Der (eingezogene) Beginn eines neuen Absatzes soll von den folgenden Zeilen aufgefangen werden. Endet die Kolumne (Seite) jedoch mit einem neuen Absatz, so wird die eingezogene Zeile nicht mehr aufgefangen. Bei Zwischenüberschriften am Fuß einer Kolumne sollten mindestens drei Zeilen stehen; ist um die Zwischenüberschrift viel Leerraum, dann muß es entsprechend mehr sein, ansonsten nimmt man sie auf die neue Seite.
Apropos, auch alleinstehende Wörter oder gar Silben am Ende eines Absatzes wirken nicht gerade schön.
Trennungen werden durch ein Satzprogramm automatisch eingefügt. Die Silbentrennzone sowie die Anzahl der Trennungen in Folge können eingestellt werden. Zur Verbesserung des Schriftbildes müssen häufig manuelle Trennungen eingefügt werden. Dabei muß es sich um „weiche“ Trennungen handeln (in der vom Verfasser nicht gerade präferierten Textverarbeitung Word durch die Tastenkombination Strg + -).
Wichtige Regeln zur Silbentrennung sind:
- Maximal drei Trennungen in Folge (vergleiche Aussagen zum Blocksatz)
- „Schöne” Trennungen richten sich nach Wortteilen und nicht nach Sprechsilben
Wortteile: typo – grafisch
Sprechsilben: ty – po – gra – fisch - Keine einzelnen kurzen Silben:
vorsichtshal – ber
, freundlicherwei – se
Nach neuer Rechtschreibung darf man manche Wörter so trennen, daß nur der Anfangsbuchstabe in der ersten Zeile stehenbleibt. Dies sieht unschön aus und machen es unmöglich, sinnergänzend über den Zeilenwechsel hinwegzulesen.
Beispiel: A – bend, a – ber
Ein weiterer Grund sich dem neuen Regelwerk konsequent zu verweigern. - Keine mißverständlichen Trennungen:
Richtig störend werden Trennungen erst, wenn die Trennfuge unglücklich oder sogar sinnentstellend ist.
Beispiel: Stiefel – tern oder Spargel – der
Ferner sollten Trennungen über eine Doppelseite hinweg vermieden werden.
„When using Helvetica you’re never wrong, but also never right.”
Auszeichnen heißt Hervorheben einzelner oder mehrerer Wörter. Hierfür gibt es mehrere Möglichkeiten, die jeweils unterschiedliche Wirkungen auf das Schriftbild haben:
|
![]() |
Weit verbreitet ist die kursive Auszeichnung, da sich diese besonders gut ins Schriftbild einpasst. Die fette oder farbige Auszeichnung hebt den Text besonders stark hervor. Unterstreichungen sollten vermieden werden. Sie zerstören m. E. die Erhabenheit eines Buchstabens mit Unterlänge – also eine weitere No-go-Area
Die DIN 16518-1998 liegt im Entwurf vor und teilt Schriften in (nur noch) fünf Gruppen ein:
Gruppe 1: Gebrochene Schriften z.B. Gotische, Schwabacher, Fraktur |
![]() |
Gruppe 2: Römische Serifen-Schriften Antiqua-Schriften wie New Times Roman |
![]() |
Gruppe 3: Lineare Schriften Grotesk-Schriften wie Futura, Gill Sans |
![]() |
Gruppe 4: Serifenbetonte Schriften z.B. Egyptienne, Clarendon, Italienne |
![]() |
Gruppe 5: Geschriebene Schriften z.B. Flachfederschriften, Pinselschriften |
![]() |
Eine Schriftfamilie – zum Beispiel die sehr große Familie Helvetica – besteht aus mehreren Schriftschnitten, z. B.:
|
![]() |
Alle verwendeten Schriftschnitte müssen als Font-Datei vorliegen. Die elektronische Veränderung von Schrift z. B. durch Schrägstellen ist typografisch nicht zulässig, genauso wenig das Verändern (Verzerren) einzelner Buchstaben.
Jede Schrift besitzt einen bestimmten Schriftcharakter. Bei der Auswahl einer Schrift sollte immer ein Bezug des Schriftcharakters zur inhaltlichen Aussage des Textes hergestellt werden.
Die Auswahl einer Schrift erfolgt einerseits nach ästhetischen und gestalterischen Aspekten, andererseits muß die optimale Lesbarkeit des Textes stets gewährleistet bleiben. Für Fließ- oder Mengentexte folgt daraus, daß hier keine Schmuck- oder Schreibschriften gewählt werden können. Auch gebrochenen Schriften sind in heutiger Zeit für längere Texte nicht geeignet. Überschriften, Auszeichnungen oder dekorative Textelemente einer Seite unterliegen den obigen Einschränkungen nicht, da hierbei nur geringe Textmengen gelesen werden müssen.
Für das Mischen von Schriften lassen sich folgende Grundregeln aufstellen:
- Regel:
Die Schnitte einer Schriftfamilie dürfen beliebig miteinander kombiniert werden.
- Regel:
Beim Kombinieren zweier Schriftarten sollten sich diese möglichst stark im Schriftcharakter unterscheiden. Ähnliche Schriften dürfen nicht gemischt werden.
- Regel: Nicht zu viele Schriften verwenden. Ein Druckprodukt ebenso wie eine Webseite kommt mit zwei oder maximal drei Schriften aus.
Jegliche Form der Verfremdung von Schrift, wie dies beispielsweise mit Word(art) oder neuerdings sogar mit Photoshop möglich ist, ist aus typografischer Sicht abzulehnen! Charakter und Proportionen einer Schrift gehen bei derartigen Modifikationen verloren.
Typografische Regeln
Das Geviert ist eine typografische Maßeinheit. Es entspricht einer quadratischen Fläche mit der Kantenlänge des Schriftschnittes. Es definiert in der Senkrechten den Mindestzeilenabstand einer Schrift; in der Waagrechten ist es – in verschiedenen Unterteilungen bis zu einem 24stel – die Maßgrundlage für den Abstand zwischen Wörtern und Satzzeichen. Der übliche Wortzwischenraum WZR (das Leerzeichen) etwa beträgt ein Viertelgeviert, während mit dem Achtelgeviert gesperrt wird.
Für das korrekte Setzen von Zifferkombinationen gibt es typografische Regeln. Zu beachten ist, daß der Abstand zwischen den Zifferblöcken (flexibles Leerzeichen FL) kleiner ist als ein normaler Wortzwischenraum.
Zahlen und Einheiten
Bei Zahlen ist meist ein Verändern der Laufweite mittels Spationieren nötig. In Unicode-Zeichensätzen sind schmale Leerzeichen für elektronische Publikationen verfügbar.
Unicode | dezimal | Bedeutung | HTML | ||
dezimal | hexadezimal | benannt | |||
U+202F | 8239 | NARROW NO-BREAK SPACE |   |   | |
U+2009 | 8201 | THIN SPACE |   |   |   |
Ein- und zweisilbige Zahlen, d. h. die Ziffern von Eins bis Zwölf, werden in Texten als Wort ausgeschrieben, längere Zahlen in Ziffern gesetzt.
Um zehn Uhr werde ich 25 Kugeln Eis essen.
Bei der Kombination aus Ziffern und Buchstaben, wie etwa bei der Angabe von Einheiten, ist der Abstand eines normalen Wortzwischenraums (Leerzeichen) zu groß. Stattdessen muß ein verkleinerter Wortabstand verwendet werden. Sind die Einheiten abgekürzt, dürfen diese nicht von der Zahl getrennt werden, was durch ein geschütztes flexibles Leerzeichen gFL (in den folgenden Beispielen durch einen ♦ gekennzeichnet) sichergestellt wird. Sind die Einheiten ausgeschrieben, sollte auch versucht werden, diese nicht zu trennen. Sind beide ausgeschrieben, ist eine Trennung unbedenklich.
Die Suche nach fehlerhaften Trennungen nahm in MS Word 14 h in Anspruch. falsch
Die Suche nach fehlerhaften Trennungen nahm in MS Word 14 Stunden in Anspruch. nicht gut
Die Suche nach fehlerhaften Trennungen nahm in Word acht Stunden in Anspruch. richtig
Längere Zahlen werden rechts und links vom Dezimalkomma in Dreiergruppen aufgeteilt. Hierfür ist wieder ein gFL anzuwenden, aber niemals ein WZR. Ausnahmen bilden 4 stellige Zahlen (z. B. Jahreszahlen) in Texten, welche nicht unterteilt werden. In mathematischen Formeln schließen Vorzeichen und Zahl direkt aneinander an, während Operationszeichen jeweils von einem gFL umgeben sind. Für Telefonnummern, Bankleitzahlen und Kontonummern existieren weitere Regeln.
Zahl 4711 .................. keine Abtrennung
Tel. 0♦30♦-♦1♦22♦33 ........ in Zweiergruppen von rechts
Tel. 0♦30♦-♦1♦22♦33♦-♦4
BLZ: 123♦456♦78 ............ Dreiergruppen von links
Konto: 9♦876♦543 ............. Dreiergruppen von rechts
Datum: 1.♦1.♦2000 ............ gFL hinter Punkt
Übrigens, qualitativ hochwertige Schriften verwenden zur Zahlendarstellung sogenannte Mediaeval-Ziffern, welche mit unterschiedlichen Ober- und Unterlängen auf natürlichen Textlesefluß hin optimiert wurden. Im Unterschied zu Normalziffern in der Größe von Versalien fügen sich diese harmonischer in den Text ein.
Querstriche
Typografisch werden verschiedene Arten von Querstrichen unterschieden. Ihre Namen beziehen sich auf das Geviert.
Zeichen | Unicode | HTML | ||
dezimal | hexadezimal | benannt | ||
Geviertstrich | U+2014 | — | — | — |
Halbgeviertstrich | U+2013 | – | – | – |
Viertelgeviertstrich | U+2010 | ‐ | ‐ | |
geschützter Viertelgeviertstrich | U+2011 | ‑ | ‑ | |
Minus-Operator | U+2212 | − | − | − |
- Trennstrich, Bindestrich, Divis, Viertelgeviertstrich –
Divis werden bei Trennung, Doppelwörtern oder als Aufzählungszeichen verwendet. Sie werden mit Ausnahme des Ergänzungsstrichs nicht spationiert.
Häufig werden Ergänzungsstriche von der verwendeten
Software nicht erkannt, was zu Trenn-Fehlern und -
Widrigkeiten führen kann. falsch
- Gedankenstrich, Bis-Strich, Streckenstrich, Halbgeviertstrich –
Gedankenstriche werden zum Beispiel bei Satzeinschüben (hier steht zwischen Gedankenstrich und Buchstaben immer ein WZR), als Streckenstrich (die Verwendung eines FL ist hier meistens angeraten) oder bei Zeitangaben verwendet. (Word: Strg+Num -, ⌥ + -)
Die Strecke Hamburg♦–♦Berlin, aber bei Orten mit Doppel-
namen wird der Divis verwendet z. B. in Castrop-Rauxel
Mengenangaben: 3–5 Tabletten
Zeitangaben: 2012–2016
- Spiegelstrich (Aufzählungsstrich), Geviertstrich —
Geviertstriche werden allenfalls im Tabellensatz als Platzhalter für Ziffern oder als Aufzählungszeichen eingesetzt. (Word: Strg+Alt+Num -, ⇧+⌥+ -)
Bei Verwendung als Spiegelstrich ist darauf zu achten, daß der Abstand nach den Spiegelstrichen konstant bleibt (insbesondere beim Blocksatz wichtig).
gerundete Geldbeträge: 123,—
Punkte
Punkte werden als Schlußzeichen, Abkürzungspunkt, Auslassungszeichen, Aufzählungszeichen oder Mal-Zeichen verwendet.
Drei Punkte stehen für eine Auslassung oder Gesprächspause. Manchmal wird in solchen Situationen auch der Dreipunkt verwendet, der aber i. a. zu eng ist. In Zitaten werden die Punkte vorzugsweise durch runde Klammern, ggf. auch durch eckige eingeklammert. Dabei sind die Abstände jeweils so zu wählen, als ständen sie noch da. Am Satzende mit Auslassungs- oder Abkürzungspunkten wird der Schlusspunkt nicht gesetzt. Stehen Auslassungspunkte hinter einem Abkürzungspunkt, entfällt dieser nicht. Als Gruppierungszeichen wird der Punkt nur bei Geldbeträgen verwendet, andere Zahlen durch ein Achtelgeviert.
»Die Phantasielosen flüchten in die Realität (und scheitern
dann, wie billig, daran) [...]«
Sonderzeichen
Das Gradzeichen wird unmittelbar an die Zahl angefügt, tritt eine Einheit hinzu, wird es Bestandteil der Einheit und durch geringfügiges Spationieren von der Zahl getrennt. Das Paragraphzeichen steht immer vor einer Zahl unter Verwendung eines gFL. Währungssymbole oder -Abkürzungen stehen in Texten mit gFL hinter dem Betrag, in Listen kehrt sich die Reihenfolge um. Zwischen Prozent-/Promille-zeichen steht ein gFL.
Gradzeichen: 27♦°C, Innenwinkel beträgt 30°.
Paragraphzeichen: §§♦13 Abs. 2 BGB
Währungssymbole: 123,00♦€, 987,00♦$
Prozentzeichen: 33♦%
Anführungszeichen und Apostroph
Im deutschen Schriftsatz werden in allen Ländern (außer der Schweiz und Liechtenstein) als Anführungszeichen entweder die deutschen Anführungszeichen („…“, auch Gänsefüßchen genannt) oder die französischen Anführungszeichen (»…«, Guillemets) mit den Spitzen nach innen verwendet. Die halben Anführungszeichen sind einfache Versionen der doppelten deutschen und französischen und kommen beim verschachtelten Zitieren zum Einsatz. Selbstredend muß innerhalb eines Textes immer die gleiche Art von Anführungszeichen verwendet werden.
Auf keinen Fall ist das amerikanische Zeichen “ für Zoll (auf der Tastatur ⇧+2) zu verwenden.
Kein Apostroph ist das über der Raute-Taste (⇧+#) liegende Symbol ‚ für das (falsche) Fuß-Zeichen. Der korrekte Apostroph ist ein kleiner, leicht von rechts oben nach links unten geneigter Bogen, der einem hochgestellten Komma oder einer Ziffer 9 ähnelt. Wir geben ihn mittels der Tastenkombination ⇧+⌥+ # () bzw. Alt+0146 unter Windows ein.
Mein Tip am Rande: Verzichten Sie grundsätzlich auf Apostrophe. Sie sind fast immer entbehrlich.
Fazit und Ausblick
Die vorstehenden Betrachtungen haben wesentliche Aspekte der Mikrotypografie zum Inhalt. Im einzelnen gezeigt wurden, welche Feinheiten des Schriftsatzes (Schriftwahl, Ligaturen, Laufweite, korrekte Verwendung von Satzzeichen usw.) bei der Gestaltung von Publikationen (Druck oder Web) zu berücksichtigen sind.
Als nächstes sind solche Aspekte zu diskutieren, die sich mit der Gesamtgestaltung einer Print- oder Webseite befassen. Hierzu zählen das Seitenformat, der Satzspiegel, die Gliederung der Seite und des Textes, die Platzierung von Bildern und Tabellen im Text, das Mengenverhältnis der Schrift zu Bildern und Tabellen sowie weitere Fragestellungen, die Gegenstand der Makrotypografie sind. Diese Spielwiese ist nicht kleiner als die soeben vorgestellte.
Mehr dazu später in einem separaten Beitrag.